Mare-Balticum-Youth-Survey 2002 - 2005
Die im Rahmen des „Mare-Balticum-Youth-Survey“ vorgenommene Befragung von Schüler/innen in sechs Städten aus Ländern des Ostseeraums zu Gewalterfahrungen ergab sowohl hinsichtlich der selbstberichteten Delinquenz, als auch zur Gewaltviktimisierung einerseits ähnliche, in Teilbereichen aber auch bemerkenswert unterschiedliche Strukturen.
Bei den im Durchschnitt 15-jährigen Schüler/innen bestätigte sich zunächst das bekannte Bild der relativen "Normalität“ von Jugenddelinquenz im Bagatelleigentumsbereich in allen untersuchten Städten. Schwerere Gewaltdelinquenz (Erpressung, Raub und Bedrohung mit einer Waffe) bleibt dagegen mit Lebensprävalenzraten von zumeist unter 5% die Ausnahme.
Immerhin ergaben sich hier für Szczecin (PL) deutlich erhöhte Werte von ca. 9%. Die einfache Körperverletzung betrifft dagegen deutlich mehr Jugendliche, wobei erstaunliche (möglicherweise nationale) Besonderheiten auftraten mit einer Variationsbreite der Lebensprävalenzraten zwischen 13% in Helsinki (FI) und 28% in Tartu (EE).
Zur genaueren Einschätzung dieser Befunde wird einerseits eine zweite Erhebung für einen Kohorten-Längsschnittvergleich angestrebt und andererseits sollen Indikatoren identifiziert werden, die für diese, im Besonderen zwischen den skandinavischen und osteuropäischen Jugendlichen bestehenden Unterschiede, ursächlich in Verbindung gebracht werden können. Dazu gehören gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen, Geschlechtsrollenerwartungen und Angaben zum prosozialen Verhalten. Weiterhin ist die Berücksichtigung von sozial-kulturellen Aspekten (Normen und Werte) angedacht.