Bei der diesjährigen Verleihung des Greifswald Research Award wurde Prof. Dr. Sabine Schlacke für ihre herausragende anwendungsorientierte Forschung im Bereich Umweltrecht in der Kategorie „Senior“ ausgezeichnet. Zusätzlich wurde PD Dr. Franziska Tanneberger, Institut für Botanik und Landschaftsökologie, Leiterin des Greifswald Moor Centrum, im Bereich Moorforschung und Paludikultur in der Kategorie “Junior” ausgezeichnet.
Die öffentliche Verleihung des Greifswald Research Award 2025 fand am 11.12.2025 in der Aula der Universität Greifswald statt. Der Festvortrag „Globaler Klimaschutz durch Gerichte – bahnbrechende Lösung oder gefährlich übergriffig?" wurde von Prof. Dr. Andreas Korbmacher, Präsident des Bundesverwaltungsgerichts, gehalten.
Moorforschung und Paludikultur
Dr. Franziska Tanneberger hält Wissenschaft nicht für ein Reservat der Fachwelt. Sie will Erkenntnisse „in die Gesellschaft tragen“ und politischen Entscheidungen ein solides Fundament geben. Früh lernte sie, wie Politik funktioniert: als Berliner Schülerin im Gespräch mit Abgeordneten, später auf internationalen Konferenzen, wo ihrer Ansicht nach oft erstaunlich kleine Delegationen globale Weichen stellen. 2018/19 führte sie ihr Einsatz für die Paludikultur an einem einzigen Tag zu 14 Gesprächen mit Europaabgeordneten. „Das zeigte mir, wie schnell Politik auf gute Argumente reagieren kann“, sagt sie. Im November 2025 nahm sie an der Klimakonferenz COP30 teil und startete mit vielen Partnern den globalen ‚Peatland Breakthrough‘.
Recht als Motor des Klimaschutzes
An diesem Punkt schließt die Arbeit von Prof. Dr. Sabine Schlacke an. Die renommierte Umweltjuristin versteht Rechtswissenschaft als „dienende Disziplin“ – in erster Linie für die Rechtspraxis und auch für andere Disziplinen. Besonders ihr Engagement im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat zur rechtlichen Ausgestaltung zentraler Klimapolitik beigetragen. Dort arbeitete sie unter anderem am Transformationsgutachten 2011 und an rechtlichen Leitplanken des Pariser Abkommens mit, das 2015 verabschiedet wurde.
Einen entscheidenden Greifswalder Impuls brachte jedoch u. a. die Zusammenarbeit mit Dr. Franziska Tanneberger: Ein zusammen mit Prof. Dr. Michael Sauthoff erarbeitetes Rechtsgutachten zu Anforderungen an Moorwiedervernässungsprojekte entwickelte sich für Prof. Dr. Sabine Schlacke zu einer der wirkungsstärksten Publikationen ihrer Karriere. „Die Resonanz in Verwaltungspraxis, Politik und Wissenschaft ist kaum vergleichbar gewesen. Zahlreiche Folgeaufträge hat es ausgelöst.“ Heute ist Schlacke Mitglied im Greifswald Moor Centrum – eine institutionelle Verbindung, die sie nicht nur fachlich, sondern auch persönlich bereichert: „Ungewöhnlich offen, getragen von großer Fachkunde und kooperationsfreudig ist die Mitarbeit im Greifswald Moor Centrum.“
Offene Türen für interdisziplinäre Forschung in Greifswald
Beide Forscherinnen betonen, wie sehr sie in Greifswald ein Umfeld gefunden haben, das interdisziplinäres Arbeiten nicht nur ermöglicht, sondern aktiv fördert. Dr. Franziska Tanneberger sagt: „Was ich ganz ehrlich empfinde, ist eine starke Dankbarkeit der Universität Greifswald gegenüber.“ Prof. Dr. Sabine Schlacke schließt sich dem an: „Die Universität Greifswald und die hiesige Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät haben mir die große Chance eröffnet, einen Schwerpunkt im Umwelt- und Klimaschutzrecht im rechtswissenschaftlichen Studiengang zu kreieren, der auch für andere Studiengänge offen ist.“ In Greifswald konnte sie sehr schnell an ihre umweltrechtlichen Forschungen an den Universitäten Bremen und Münster anknüpfen: Im von ihr bei ihrem Start in Greifswald 2021 gegründeten Institut für Energie-, Umwelt- und Seerecht (IfEUS) wird Drittmittelforschung, Lehre und Politikberatung eng miteinander verzahnt. Es wird mittlerweile von einem großen, dynamischen und sehr engagierten Team getragen.
Der Greifswald Research Award 2025 würdigt nicht nur zwei herausragende Karrieren, sondern auch ein Forschungsumfeld, das beispielhaft zeigt, wie wirksam Wissenschaft sein kann, wenn Disziplinen einander zuhören und gemeinsam handeln. In Greifswald ist aus dieser Verbindung ein Modell entstanden, das weit über die Region hinaus Bedeutung hat – für den Schutz der Moore, für den Klima- und Umweltschutz insgesamt und für die Frage, wie Wissen Politik gestalten kann.
Auf Campus*1456 erfahren Sie mehr zu den Preisträgerinnen.
Research Award
Der Greifswald University Club (GUC) würdigt exzellente Leistungen in der Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft durch jährliche Verleihung des „Greifswald Research Award“. Der „Senior-Award“ honoriert lebenslange Beiträge zur anwendungsorientierten Forschung, während der mit 1.500 € dotierte „Junior-Award“ einmalige Arbeiten von Postdocs auszeichnet.



