Der rational kalkulierende Verbrecher? Zu Entwicklung, Stand und Zukunftsperspektiven ökonomischer Kriminalitätstheorien
Ringvorlesung "Recht trifft Wirtschaft"
Referent
Die Idee eines rational kalkulierenden Verbrechers steht gewissermaßen am Anfang kriminologischer Theoriebildung und ist insofern verknüpft mit dem Utilitarismus Beccarias und Benthams, aber auch mit Feuerbachs Abschreckungstheorie. Es war dann Gary S. Becker, der 1968 erstmals eine klar am ökonomischen Denken ausgerichtete Handlungstheorie in das Zentrum der Kriminalitätserklärung stellte, in der der Kriminelle als rationaler Kosten-Nutzen-Optimierer erschien.
Dieser wirtschaftliche Ansatz wurde seither verschiedentlich weiterentwickelt, wenn auch zumeist andere Kriminalitätstheorien den Diskurs dominierten. Der Vortrag geht der Frage nach, ob und inwieweit ökonomische Kriminalitätstheorien einen substantiellen Beitrag zur Erklärung delinquenten Verhaltens leisten und stellt Bezüge zu anderen aktuellen kriminologischen Handlungstheorien her.
Prof. Dr. Stefan Harrendorf
Lehrstuhl für Kriminologie, Strafrecht, Strafprozessrecht und vergleichende Strafrechtswissenschaften
Gebore n 1976 in Hannover; Abitur 1995. Studiumder Rechtswissenschaften 1995-2001 an der Universität
Göttingen, wissenschaftlicher Mitarbeiter 2001-05 ebenda. Rechtsreferendariat in Berlin 2005-07. Promotion 2007; Auszeichnung mit dem Fakultätspreis. Wissenschaftlicher Assistent in Göttingen 2007-15, Habilitation 2015. Berater beim United Nations Office on Drugs and Crime 2009/10. Seit 2015 Lehrstuhlinhaber in Greifswald.