Vom Hörsaal in die anwaltliche Praxis
Erstmals hat ein Team der Universität Greifswald, wie auch des Landes Mecklenburg-Vorpommern an sich, erfolgreich an dem bundesweiten Hans Soldan Moot Court-Wettbewerb teilgenommen.
Dabei wird anhand eines fiktiven Falls ein deutsches Gerichtsverfahren simuliert und Studierende werden so mit der forensischen Tätigkeit von Rechtsanwälten vertraut gemacht. Studierende sollen dabei als Interessensvertreter einen Fall rechtlich analysieren, Beweismittel würdigen und Rechtsmeinungen formulieren. Thematisch wird jedes Jahr ein Fall behandelt, der den Studierenden auch wichtige Kenntnisse des anwaltlichen Berufsrechts vermittelt. Im Zuge dessen haben die Teams fünf Wochen Zeit, eine Klageschrift anzufertigen (Zeitaufwand ca. 150h) und sich mit den aufgeworfenen Fallfragen auseinanderzusetzen. Auf das Einreichen der Klageschrift folgt das Ausarbeiten der Klageerwiderung. Alle Schriftsätze werden von einer Vielzahl von Praktikern bewertet. Daran schließen sich mündliche Verhandlungen an.
Im 10. Jahr des Bestehens des Wettbewerbs fanden die diesjährigen mündlichen Verhandlungen vom 5. bis zum 8. Oktober 2022 wieder in Hannover statt. Dabei kamen 32 Teams deutscher Jura-Fakultäten zusammen und traten als Kläger- bzw. Beklagtenvertreter gegeneinander an. Die Teams plädierten in der simulierten Verhandlung gegeneinander, wobei es galt zwei Juroren zu überzeugen.
Das Team der Universität Greifswald bestand aus vier Studierenden, die sich ab Ende Februar in regelmäßigen Kursen zum Zivil- bzw. Zivilprozessrecht und zur Rhetorik sowie durch die Simulation von mündlichen Verhandlungen auf die Teilnahme vorbereiten. Tatkräftig unterstützt wurde das Team dabei u.a. von Herrn Thilo Tröger von der hiesigen Fakultät sowie von Herrn Robert Haker, derzeit Zivilrichter beim Landgericht Stralsund.
"Es war beeindruckend, in den letzten Monaten die Entwicklung der Studierenden - die erst am Anfang ihrer Ausbildung stehen - aus der Nähe beobachten zu können und zu sehen, wie sie am Ende selbst komplexe zivil- bzw. zivilprozessuale und berufsrechtliche Fragestellungen überzeugend beantwortet haben", zeigt sich Coach Christian Wuntke zufrieden. Weitere Highlights waren sicher auch die Erfahrungen aus den Verhandlungen, aber ebenso der Austausch mit anderen Teams, Praktikern und nicht zuletzt der Kontakt zu potentiellen künftigen ArbeitgeberInnen, KollegInnen und VertreterInnen von Ausbildungsstationen. Der große Einsatz hat sich nach Meinung aller Beteiligter gelohnt, auch wenn eine Platzierung unter den Top 3 (noch) nicht erreicht worden ist.