Ausgewählte Forschungsprojekte des Lehrstuhls 2007 - 2010


Finanzmarktstabilisierungsgesetz (FMStG) und Insolvenzordnung (InsO)

Jan Körnert und Kristin Wagner

Eine zentrale ordnungspolitische Rolle nimmt in kreditbasierten Geldwirtschaften die Schuldendeckungsfähigkeit und ihre Verankerung in der InsO ein. In großer Eile wurde 2008 das FMStG erlassen. Es fasst die Überschuldungsregelung der InsO neu. Gläubiger sollen nun neben unbelastetem Vermögen auch Fortführungsprognosen im gleichen Maße als Risikopuffer vertrauen. Die Stärkung von Fortführungsprognosen mitten in der Krise trägt Rechtsunsicherheit in die Wirtschaftsordnung. Zudem verfügen Fortführungsprognosen im Vergleich zum Eigenkapital über eine deutlich geringere Haftungsqualität. Mithin wird der Anreiz für potentielle Gläubiger reduziert, ihre Skepsis gegenüber Schuldnern zu überwinden und offene Leistungsbeziehungen einzugehen. Sinkendes Vertrauen, steigende Komplexität und höhere Informationskosten sind die Folge. Das FMStG verfehlt damit seine eigene Zielsetzung, konterkariert den ökonomischen Nutzen finanzieller Haftung und trägt zur Destabilisierung der Finanzmärkte bei.

 

Projektbezogene Publikationen: 

  • Jan Körnert: Haftungsqualität von Fortführungsprognosen in der Überschuldungs-definition der Insolvenzordnung. Corporate Finance biz (CFB), Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, ISSN 1437-8981, Jg. 1 (2010), Heft 6, S. 359–363. 
  • Jan Körnert und Kristin Wagner: Verlängerte Befristung der Überschuldungsdefinition der InsO nach dem FMStG durch das Gesetz zur Erleichterung der Sanierung von Unternehmen - eine kritische Stellungnahme. Zeitschrift für das gesamte Insolvenzrecht (ZInsO), ZAP Verlag, Münster, ISSN 1615-8032, Jg. 12 (2009), Heft 46, S. 2131–2135. 
  • Jan Körnert und Kristin Wagner: Destabilisierung der Finanzmärkte durch das Finanzmarktstabilisierungsgesetz. Ökonomische Vorbehalte gegenüber der geänderten Überschuldungsregelung in der Insolvenzordnung. Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft (ZBB), RWS Verlag, Köln, ISSN 0936-2800, Jg. 21 (2009), Heft 4, S. 320–326. 
  • Jan Körnert: Haftungsqualität von Fortführungsprognosen in der Überschuldungs-definition des § 19 InsO. Wirtschaftswissenschaftliche Diskussionspapiere, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Greifswald, ISSN 1437-6989, o. Jg. (2009), Nr. 6, 11 Seiten. 
  • Jan Körnert und Kristin Wagner: Ökonomische Einwände gegenüber der geänderten Überschuldungsregelung in der Insolvenzordnung nach dem Finanzmarktstabili-sierungsgesetz. Wirtschaftswissenschaftliche Diskussionspapiere, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Greifswald, ISSN 1437-6989, o. Jg., Nr. 2 (2009), 14 Seiten. 
  • „Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz in der Insolvenzordnung – ein Elefant im Porzellanladen?“
     
  • Vortrag vor dem Verein zur Förderung der Wirtschaftswissenschaften an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald e. V. in der Sparkasse Vorpommern in Greifswald am 18. Mai 2011. 
  • „Finanzmarktkrise – Wie die staatliche Bankenrettung unsere Arbeitsplätze gefährdet“.
     
  • Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Universität im Rathaus“ im Bürgerschaftssaal des Rathauses der Universitäts- und Hansestadt Greifswald am 10. Januar 2011.

Finanzmarktkrise – eine grundlegende Analyse aktueller Krisenereignisse aus internationaler und ostseeraumbezogener Sicht

Jan Körnert und Robert Straßner

Banks are endangered through illiquidity and insolvency in the current financial crisis. The problems or failure of one bank may lead to a domino effect causing the whole banking system to collapse. The lecture gives a short overview of the basics of financial market and banking crises. Moreover, it explains the chronology of the current crisis, analysis its cause-and-effect relationships and gives a short insight in how the crisis is tackled in Germany. The Nordic banking crises at the beginning of the 1990s show some parallels to the current crisis. Thus, the way to solve the crisis in Germany is than compared with the solutions of the banking crises in the 1990s in Norway, Sweden and Finland. The lecture ends with a personal statement of the speaker concerning financial market and banking crises.

 

Projektbezogene Publikationen: 

  • Prof. Dr. Jan Körnert und Robert Straßner: "Finanzmarktkrise – eine grundlegende Analyse aktueller Krisenereignisse aus internationaler und ostseeraumbezogener Sicht". Wissenschaftlicher Vortrag vor dem Baltisch-Deutschen-Hochschulkontor an der Universität Lettlands in Riga am 27. November 2008.

Die Bankenkrisen in Nordeuropa zu Beginn der 1990er Jahre: Eine Sequenz aus Deregulierung, Krise und Staatseingriff in Norwegen, Schweden und Finnland

Jan Körnert

Das Projekt beschäftigte sich mit den Volkswirtschaften Nordeuropas, die seit den 1980er Jahren durch weitreichende Deregulierungen gekennzeichnet sind. Diese Entwicklungen wurden von einer exzessiven Kreditvergabe der Banken begleitet und ließen unter anderem Währungs-, Zinsänderungs- und Kreditausfallrisiken anschwellen. Da das bankbetriebliche Risikomanagement seiner Kontrollfunktion nicht nachkam, verschlechterte sich die Erfolgslage vieler Banken dramatisch und führte zu Beginn der 1990er Jahre zu Bankenkrisen in Norwegen, Schweden und Finnland. Projektziel war die Untersuchung der als „bad banking, bad policies and bad luck“ zu bezeichnenden Ursachenebenen und die Analyse der Sequenz aus Deregulierung, Krise und Staatseingriff. Die Projektergebnisse wurden abschließend Anfang April 2004 im Rahmen der Antrittsvorlesung an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald präsentiert.

 

Projektbezogene Publikationen:

  • Jan Körnert und Adelina Papenburg: Zusammenschlüsse von Kreditbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Schweden, Finnland und Norwegen im Gefolge der nordischen Bankenkrise der 1990er Jahre. Bank-Archiv (ÖBA), Springer-Verlag, Berlin u. a., ISSN 1015-1516, Jg. 57 (2009), Heft 2, S. 112–122. 
  • Jan Körnert (2009): Schwedens Bankenkrise Anfang der 1990er Jahre. Nach dem Boom folgte der Abschwung. Die Sparkassenzeitung, Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart, ISSN 1612-3743, Jg. 72 (2009), Nr. 28, S. 18. 
  • Jan Körnert: „Zur Krise der Kreditbanken und Sparkassen in Nordeuropa zu Beginn der 1990er Jahre – eine Sequenz aus Deregulierung, Krise und Staatseingriff in Norwegen, Schweden und Finnland“. Wissenschaftlicher Vortrag im Rahmen des Arbeitskreises Bank- und Versicherungsgeschichte der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte e. V. am 25. Januar 2008 im Hause der Dresdner Bank AG in Frankfurt am Main. 
  • Jan Körnert: Die Bankenkrisen in Norwegen, Schweden und Finnland zu Beginn der 1990er Jahre. Antrittsvorlesung an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Greifswald am 14. April 2004. 
  • Jan Körnert: Die Bankenkrisen in Nordeuropa zu Beginn der 1990er Jahre: Eine Sequenz aus Deregulierung, Krise und Staatseingriff in Norwegen, Schweden und Finnland. Kredit und Kapital, Verlag Duncker & Humblot, Berlin, ISSN 0023-4591, Jg. 35 (2002), Heft 2, S. 280–314. 
  • Jan Körnert und Oliver Gaschler: Die Bankenkrisen in Nordeuropa zu Beginn der 1990er Jahre. Eine Sequenz aus Deregulierung, Krise und Staatseingriff in Norwegen, Schweden und Finnland. Freiberger Arbeitspapiere, ISSN 0949-9970, o. Jg. (2001), Heft 13, 33 Seiten.

Italiens Genossenschaftsbanken im Spannungsfeld aus genossenschaftlichem Prinzip und Rechtsformwahl.

Jan Körnert und Fabiana Rossaro

In: Handbuch Regionalbanken. Hrsg. v. Bernhard Schäfer.
2., akt. u. erw. Aufl., Verlag Gabler, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-8349-0385-3, S. 79–97.

Gerade die Dezentralität erweist sich immer mehr als entscheidender Standortfaktor im europäischen Wettbewerb. Damit aber die deutschen Regionalbanken ihre günstige Aus-gangsposition auch nachhaltig in Erträge für sich und Nutzen für ihre Kunden umsetzen können, müssen sie weiterhin energisch die ökonomischen, technologischen und sozialen Herausforderungen des europäischen Marktes annehmen und bewältigen. Das Handbuch Regionalbanken bietet auf diesem Weg auch in seiner zweiten Auflage wertvolle Denkan-stöße und nützliche Strategietipps aus der Praxis. Sie betreffen die Bereiche Fusionen & Kooperationen, Markt & Vertrieb sowie Personal und Struktur. Einen neuen Schwerpunkt bildet die Corporate Governance. Weder Sparkassen noch Genossenschaftsbanken noch private Regionalbanken einschließlich ihrer Regionalverbände werden sich künftig dieser Thematik verschließen können. Die vorstellten Konzepte und Lösungsansätze stammen von namhaften Experten aus Wissenschaft, Finanzpraxis und Unternehmensberatungen.


Die Krisen des Bankhauses Barings

Jan Körnert

The Barings crises of 1890 and 1995 ensure Barings place in banking history. In the crisis of 1890, the liquidity problems experienced by Barings in London were the result of its heavy investment in Argentina. The massive sale of American securities by London was a desperate attempt to save Barings from illiquidity. This, in turn, led to bank failures in the United States, creating a domino effect. These failures could not have been prevented by a lender of last resort, since the problems which brought down American banks were not liquidity but solvency problems. Barings eventually failed 105 years later in the 1995 crisis. Its insolvency was caused by Leeson's heavy speculative trading in financial derivatives, which was, in turn, facilitated by a lack of proper internal and external controls. Several reasons ultimately prevented domino effects in the 1995 crisis. After both banking crises, new supervisory rules were introduced.

The Barings crises of 1890 and 1995: causes, courses, consequences and the danger of domino effects. Journal of International Financial Markets, Institutions & Money (JIFMIM). North-Holland, Amsterdam, ISSN 1042-4431, Vol. 13 (2003), No. 3, S. 187209.

Eine Rangliste aller Plazierungen dieses Aufsatzes unter den 25 meistgelesenen Aufsätzen des JIFMIM seit 2004