Erfahrungsbericht: „Peer“ Evaluierung im Hauptstudium

Carol Renner, Universität Regensburg

Fortgeschrittene Studenten haben meistens schon viele Vorträge und schriftliche Arbeiten hinter sich, aber sie werden selten zu einer kritischen persönlichen Reflexion über das Schreiben und Sprechen in der Fremdsprache ermutigt. Vor allem bekommen sie Feedback meistens von nur einer Person—dem Dozenten, dem einzigen Leser ihrer Arbeiten und meistens dem einzigen (zu Feedback verpflichteten) Hörer ihrer Vorträge. Dass ein anderer Leser vielleicht andere Qualitäten an dem Geschriebenen würdigen würde, und dass andere Hörer das Vorgetragene anders verstehen und schätzen könnten, wird dem Studierenden zu selten bewusst gemacht. In gleicher Weise, wenn Kommilitonen nur passiv den Vortrag eines Mitstudierenden beiwohnen und dessen schriftliche Arbeiten nie zu sehen bekommen, lernen sie nicht, sich ernsthaft und verantwortungsvoll mit den Gedanken des Anderen zu beschäftigen, noch nehmen sie die Strukturen der Sprache aktiv analysierend wahr. Damit dies aber gelingt muss mehr passieren als nur ein lockeres Gespräch zwischen Studierenden—die Aufmerksamkeit muss systematisch auf bestimmte Aspekte eines erfolgreichen Vortrags, einer Powerpointpräsentation, eines Aufsatzes oder eines Referats gelenkt werden. Dazu möchte ich drei Fragebögen („response sheets“) vorstellen, die ich im Lauf der letzten Jahre zu diesem Zweck entwickelt habe. Wie sie aussehen und wie sie in der Lehrveranstaltung angewandt werden ist das Thema meines Vortrages. Das angestrebte Ziel ist die Schaffung einer produktiven „writing and speaking community“ innerhalb des Klassenzimmers, in der alle Mitglieder sich wohl aufgehoben und gefördert fühlen.